Biodiversität

Je weniger ökologische Vielfalt in Feld, Wald und Wiesen zu finden ist, desto wichtiger wird der Beitrag der Siedlungen und Städte zur Biodiversität. Der BSLA hat am 20. September in Basel sein Positionspapier zur Biodiversität präsentiert. Es macht deutlich, dass Ökologie und Gestaltung kein Widerspruch sind und zeigt, welchen Beitrag die Landschaftsarchitektur für mehr Biodiversität leisten kann.

Die Stadt als Inbegriff des Naturfernen, das Land als Naturidyll – dieses Gegensatzpaar hat ausgedient. Die bauliche Dynamik der Städte und Siedlungen ist für die Natur zwar oft zerstörerisch, sie bietet aber auch zahllose Nischen und Möglichkeiten, der Artenvielfalt Raum zu gewähren. Nicht nur, was nach Wildnis aussieht, hat ökologischen Wert, auch künstliche und hochwertig gestaltete Aussenräume können eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt beherbergen. Dieses Potential gilt es zu nutzen.

Biodiversität planen

Der Stadtraum muss vielen Interessen und Anforderungen gerecht werden. Verkehr, Sicherheit, Gewinnoptimierung, Gestaltung, Naherholung, Sport oder die innere Verdichtung, die zwar Landverbrauch verhindert, doch auch städtischen Freiraum schluckt – sie alle umkämpfen dieselben Räume. Oft sind die gegensätzlichen Interessen gut mit ökologischen Ansprüchen vereinbar. Das erfordert einen offenen, intensiven Austausch aller beteiligten Planer ab dem Projektstart. Denn hochwertige Lebensräume für Mensch, Flora und Fauna sind nur interdisziplinär zu erreichen. Der BSLA fordert, dass Biodiversität selbstverständlicher Bestandteil einer nachhaltigen, integrativen Planungskultur wird. Der Biodiversität in der Interessenabwägung mehr Gewicht zu geben ist auch notwendig, weil die Leistungen der Natur erheblich zum Funktionieren von Städten beitragen, etwa bei Themen wie Stadtklima oder Hochwasserschutz. Artenvielfalt, Vernetzung und Durchlässigkeit sind unerlässlich für die zukunftsfähige Entwicklung von Stadt und Landschaft.

Biodiversität gestalten

Natürliche Prozesse werden vermehrt Teil des Gestaltungsprozesses. Der gestalterische Umgang mit Biodiversität ist dabei nicht an traditionelle Naturbilder gebunden. Neue Ausdrucksformen sind gefragt. Die Integration der Biodiversität beginnt bei der Stadtplanung, in welcher Qualitäten erkannt, wertvolle Flächen gesichert und Lebensräume vernetzt werden müssen. Wichtig sind auch die frühen Phasen konkreter Projekte – etwa, wenn Standorte von Gebäuden und Tiefgaragen definiert werden. Dann besteht die Chance, durch frühzeitige Abstimmung wertvollen unversiegelten Boden und grosse Bäume zu erhalten. Auch bei der Wahl der Pflanzenarten gilt es abzuwägen und Gängiges zu hinterfragen: So sind heimische Arten oft, doch im extremen Stadtklima und in Zeiten des Klimawandels nicht immer die standortgerechte Wahl.

Biodiversität pflegen

Nicht zuletzt braucht Stadtnatur die richtige Pflege, um in ihrem schwierigen Umfeld zu überleben. Pflege, die in die laufenden Kosten eingeplant werden muss und die Entwicklungsdynamik grüner Freiräume berücksichtigt. Differenzierte Pflegekonzepte helfen, Kosten zu sparen, die Qualität und den Wert eines Freiraums langfristig zu erhalten. Biodiversität ist nicht kostenlos, doch ihren Preis wert, wirtschaftlich wie gesellschaftlich.

Das Umdenken bei Bauherrschaften, in Politik und Verwaltung, aber auch in der Planungsbranche hat erst begonnen. Das Positionspapier “Standpunkt Biodiversität” des BSLA will dazu einen Beitrag leisten.